georg schiffer

Die Geschichte der Kirche ist untrennbar mit dem Namen Georg Schiffer verbunden.

Nach dem Krieg waren viele Evangelische der Arbeit im Kaolinwerk Georg Schiffers wegen nach Hirschau gekommen. Man wollte eine eigene Kirche. Kommerzienrat Schiffer, der Besitzer des Kaolinwerkes, selbst evangelisch, war der Motor des Baus und hatte das Vorhaben finanziell und ideell unterstützt und forciert.

Am Pfingstsonntag, den 16. Mai 1932, den Schiffer selbst wegen eines tragischen Unfalls nicht miterleben konnte, wurde die Kirche feierlich eingeweiht.

 

wirken als kirchenbauer

Tatsächlich war sie einmal um 90 Grad gedreht geplant worden und sollte direkt an der Straße zwischen Hirschau und Schnaittenbach, der heutigen B14, liegen – in Sichtweite von Kommerzienrat Schiffers Villa, der nicht nur das Grundstück stif- tete, sondern der treibende Motor des Kirchbaus war und in stetigem Austausch mit dem zuständigen Amberger Pfarrer Weigel stand. Man tut ihm wohl Recht, wenn man Kommerzienrat Georg Schiffer als den heimlichen Bauherrn der Kirche betitelt. Er plante und instruierte den zuständigen Kirchenrat Weigelt aus Amberg, was wann zu tun sein, damit das Vorhaben Gestalt gewinne.

Kommerzienrat Schiffer formuliert 1927 schon in einem Schreiben an Weigel: „Ich hoffe den Rohbau in diesem Herbste noch unter Dach zu bringen“. Das sollte aber noch vier Jahre dauern, bis es dazu kam.

Am Ende wurde es ein anderer Standort und Schiffer selbst konnte die Einweihung nicht mehr miterleben. 

 

 

tragischer unfalltod

(von werner schulz)

Es gab nur sehr wenige Hirschauer, die in den 1920er und 1930er Jahren ein Auto besaßen. Einer von ihnen war Georg Schiffer. Sein Schaffen fand am 28. Januar 1931 durch einen tödlichen Unfall ein jähes Ende.

Paul Freimuth fertigte darüber im November 2005 ein Gedächtnisprotokoll, das er Stadtheimatpfleger Sepp Strobl zur Verfügung stellte. „Am Abend des 28. Januar 1931, es war schon dunkel, passierte der Knecht des Bauern Pongratz (Zimmermann) aus Steininglohe mit einem Pferdefuhrwerk das Kassenhäuschen des Pflasterzolleintreibers Thomas Luber. Das Häuschen, eine einfache Bude aus Holz, befand sich ungefähr auf Höhe des (1968 abgebrochenen) Höflerstadels (am Pfabeck, Einmündung zur Kolpingstraße). Luber forderte ihn auf, seine 10 Pfennig Zoll zu entrichten. Wie damals ohne weiteres üblich ging das Pferd alleine weiter, während der Knecht bezahlte.

In der Nürnberger Straße kam ihnen in einer leichten Linkskurve bei Hausnummer 13 (Wisgickl) gegenüber dem Carlkeller ein Auto aus Richtung Amberg entgegen. Der Chauffeur des Fahrzeuges war Michael Rösch (Hausname Kannerl), Werkmeister bei den Amberger Kaolinwerken. Neben ihm saß der Fabrikbesitzer Georg Schiffer.

Wahrscheinlich scheuten die Pferde, die Deichselkette riss dabei ab und die Deichsel durchstieß die Scheibe des Autos. Sie drang oben beim Dach des Fahrzeugs wieder aus. Die Deichsel traf Georg Schiffer so unglücklich am Kopf, dass dieser an den Folgen seiner Verletzung starb. Die Pferde hatten sich laut Zeugen an den Nüstern verletzt und bluteten.“

 

 

zu seinem leben

(von werner schulz)

Geboren wurde Georg Schiffer am 15. Juni 1864 in Neustadt a.d. Haardt. Sein Vater war 1848 in die USA ausgewandert, hatte sich zum Teilhaber einer großen Brauerei in Louisiana emporgearbeitet und kehrte um 1862 als reicher Mann in seine Heimat zurück. Georg Schiffer verließ mit 16 Jahren - ohne seine Angehörigen zu verständigen - das Elternhaus, schiffte nach Amerika ein und musste bei der Landung feststellen, dass man ihm seine Habseligkeiten gestohlen hatte. In der Neuen Welt kämpfte er sich als Schuhputzer, Tellerwäscher, Cowboy, Schafzüchter, Getreidehändler und schließlich Leiter eines Goldbergwerks in Kolumbien durch. Die Malaria zwang ihn 1896 zur Heimkehr. Weil ihm wegen seiner Krankheit ein Aufenthalt in frischer, rauer Luft empfohlen wurde und die Familie Schiffer als Aktionär der Pfälzischen Chamotte- und Tonwerke Schiffer&Kircher das Ton- und Kaolinvorkommen in der mittleren Oberpfalz bekannt war, kam Georg Schiffer um die Jahrhundertwende nach Hirschau. Nach sorgfältigen Erkundungen gründete er am 29. März 1901 mit vier finanzstarken Teilhabern die Amberger Kaolinwerke, die er am 7. Mai 1901 mit einem Grundkapital von 100 000 Mark in das Handelsregister eintragen ließ. Zu der Bezeichnung kam es, weil Schiffer zu dieser Zeit in Amberg wohnte und er dort sein Büro errichten wollte. Zudem konnten sich die Kunden leichter orientieren, da Amberg als alte Eisenstadt bekannt war.

Schon bald begann Georg Schiffer mit Planung und Aufbau der ersten einfachen Betriebsanlagen. Dabei musste er aus bescheidenen Anfängen heraus aufbauen. Ihm stand nur eine kleine Belegschaft zur Seite. Seine Mitarbeiter waren nicht entsprechend ausgebildet und wurden erst im Umgang mit den Maschinen geschult. Maschinen, die Schiffer teilweise erst entwickeln lassen musste. Die Firma stellte sich von Anfang an auf Großversand ein, zumal die Bahnstrecke Amberg-Schnaittenbach seit 1898 in Betrieb war. Schiffer kaufte rund 80 Hektar Felder auf und sicherte das Unternehmen durch Bohrungen bis zu 40 Meter Tiefe. Er errichtete großräumige Fabrikgebäude zur Aufbereitung des Rohkaolins in Kaolin, Feldspat und Quarz für den Versand. Mancherorts wurde der Firma der Bankrott prophezeit. Schiffer aber überwand mit seiner Tatkraft sowie seinem technischen und kaufmännischen Können alle Hindernisse und Fehlschläge. Er wurde der Pionier der modernen Kaolinindustrie und nach dem 1. Weltkrieg Vorsitzender des Deutschen Kaolinkontors in Dresden.

Innerhalb zweier Jahrzehnte wurden die AKW zum bedeutendsten und fortschrittlichsten Betrieb dieser Art. Bald nach 1920 bewegten in der rasch größer werdenden Grube Bagger und Lokomotiven die Erdmassen und lieferte eine 450-PS-Dampfmaschine die Betriebskraft. 1926, zum 25-jährigen Betriebsjubiläum, rollten bei 250 Beschäftigten 100 000 Tonnen Versandgut ins In- und Ausland. Immer weiter wurde der „Schifferbau“ (im Hirschauer Slang „Schieferbau“) vergrößert. Der Freistaat Bayern verlieh Georg Schiffer für sein erfolgreiches Schaffen 1926 den Titel eines Kommerzienrates. Bei den Hirschauern genoss Schiffer hohes Ansehen. Standesdünkel kannte er nicht. Er respektierte jeden einfachen Mann. Er war tolerant und gab als Protestant eine großzügige Spende zur Beschaffung der Glocken für die katholische Pfarrkirche. Zum Bau der evangelischen Kirche leistete er einen großen finanziellen Beitrag.

1908 hatte er in Hirschau das Bürger- und Heimatrecht erworben. Mehrere Jahre war er bis zur Revolution am Ende des 1. Weltkriegs Magistratsrat. 1921 heiratete er seine um 32 Jahre jüngere, aus Enzisweiler bei Lindau stammende Frau Franziska. Die Ehe blieb kinderlos. 1923 bezog er die an der Schnaittenbacher Straße (heute Georg-Schiffer-Straße) modern errichtete Villa mit Garten und Tennisanlage. Schon 1905, als Autos in der Oberpfalz noch rar waren, fuhr er einen Wagen, ab 1911 deren zwei. Ein Autounfall am Abend des 28. Januar 1931 setzte seinem Schaffen ein jähes Ende.